Echte Hornbrillen sind heutzutage eine Seltenheit. Dabei bieten sie zahlreiche Vorteile. Optiker:innen müssen sich jedoch auf ein paar Besonderheiten gefasst machen. Welche das sind und die besten Tipps von Augenoptikermeister Christoph Nier.
Einst war Naturhorn ein wichtiges Material für die Brillenherstellung. Von den 1920ern bis in die 1960er Jahre hinein lag man mit markanten Hornfassungen voll im Trend. Die echten Hornbrillen wurden dann jedoch von einfacher zu verarbeitenden und vor allem günstigeren Materialien wie Celluloseacetat abgelöst. Zuletzt feierten die optisch ähnlichen Acetatfassungen als „Nerdbrille“ mit großen Formen ein Revival unter modebewussten Fashionliebhabern. Auch Menschen, die eigentlich gar keine Brille bräuchten, wollten plötzlich eine „Hornbrille“ tragen.
Indes sind Büffelhornbrillen aber zu einer Rarität geworden. Echtes Naturhorn ist anspruchsvoll in der Fertigung und stellt hohe Anforderungen an die Manufakturen solcher Unikate. Doch es gibt sie noch, die echten Hornbrillen!
Einer, der dieses besondere Material zu schätzen und damit umzugehen weiß, ist Michael Fux, CEO und Head of Design der Brillenmanufaktur Lunor. „Wir arbeiten generell nur mit den hochwertigsten Materialien. Von Titan, über Edelstahl bis hin zu 18-karätigem Gold findet man so manche Schätze in unserer Kollektion. Da bildet Naturhorn die perfekte Ergänzung!“
8 Vorteile einer echten Naturhornbrille
Für Träger:innen einer Hornfassung liegen die Vorteile auf der Hand:
- Horn ist ein natürliches und nachhaltiges Material ohne Kunststoffe.
- Ebenso hat Horn auch einen Trumpf gegenüber Metall, da Horn als allergenfrei gilt und auch von sehr empfindlichen Menschen gut vertragen wird.
- Eine weitere Besonderheit liegt in der Farbgebung: Horn ist ein Naturmaterial, das immer ein bisschen anders wächst. So ist jede Fassung ein Unikat.
- Träger von Hornfassungen kommen in den Genuss einer „lebendigen Brille“. Das heißt, dass Horn auf Wärme reagiert und sich mit der Zeit sanft an die Kopfform anpasst. Denke nur einmal an deine eingetragenen Lieblingssneaker und wie unvergleichlich gut diese passen.
- Bei Hornfassungen bildet sich kaum Stauwärme. Das sorgt für ein angenehmes Tragegefühl.
- Im Vergleich zu den optisch ähnlichen Acetatfassungen ist Horn deutlich leichter.
- Die Hornfassung ist meistens ein jahrelanger Begleiter, denn die langlebige Qualität erlaubt auch mehrfaches Verglasen.
- Eine Echthornbrille zeugt von zeitlosem Stil.
Hornfassungen: Königsdisziplin für das Optikfachgeschäft
Etwas anspruchsvoller gestaltet sich der Umgang mit Hornbrillen für die Expert:innen im Optikfachgeschäft. Mit etwas Übung dient die Echthornbrille jedoch als Visitenkarte für Optiker:innen, welche ihr Handwerk verstehen. Einer von ihnen ist Christoph Nier, Augenoptikmeister bei „Optiker Carl Müller“ im Herzen von Frankfurt am Main. Der heute 27-jährige Hornliebhaber sammelte bereits seit seiner Ausbildung Erfahrung mit diesem edlen Material und erklärt den korrekten Umgang damit.
„Bereits seit meiner Ausbildung habe ich viel Zeit in der Werkstatt verbracht. Dort habe ich schon immer getüftelt und herumprobiert, auch mit Hornfassungen. Mit diesen habe ich von Anfang an Erfahrungen gesammelt und ehrlicherweise – die ein oder andere ist dabei auch schon zu Bruch gegangen. Das ist ganz normal wenn man den Werkstoff noch nicht so gut kennt. 2015 habe ich meinen Meister gemacht und konnte mir auch gut vorstellen, mich wieder etwas mehr direkt um die Kundschaft im Verkauf zu kümmern. Aber es zog mich dann doch wieder in die Werkstatt. Und wie das dann so ist, wenn man etwas gut kann, dann wird man meistens auch zur Rate gezogen.“
Was gibt es bei der Pflege einer Hornfassung zu beachten?
„Es ist wichtig, die Hornfassung regelmäßig zu pflegen. Am besten macht man das ohne Spülmittel oder Seife, sondern mit einem speziellen Reinigungsmittel. Eine Echthorn kann man sich wie Leder vorstellen: ein spannendes Material, das allerdings lebt und Zuwendung benötigt. Ansonsten wird es spröde und kann kaputt gehen. Gleichzeitig ist eine Veränderung im Laufe der Zeit normal: manchmal weisen die Fassungen nach einigen Jahren feine Streifen auf. Am besten sollten Hornfassungen ein- bis zweimal im Jahr eine kleine Behandlung im Optikfachgeschäft genießen dürfen.“
„Eine Hornbrille hat eine Seele“
Welche Menschen kaufen bei Ihnen eine Hornfassung?
„Nun, wir befinden uns im Herzen von Frankfurt am Main. Insofern beobachten wir, dass unsere Kundschaft aus dem Bankensektor oftmals nach diesen Fassungen fragt. Es sind meist Menschen, die Wert auf höchste Qualität legen, dabei einen klassischen und zeitlosen Look suchen. Träger:innen von Hornfassungen bleiben diesem Material übrigens oft treu und nicht wenige überzeugen auch den/die Partner:in zu Hause von einer Hornfassung.“
Wie lange tragen Ihre Kundinnen und Kunden im Durchschnitt ihre Hornfassung?
„Wir beobachten, dass eine Hornbrille im Vergleich zu Fassungen aus Acetat oder Metall auf jeden Fall länger getragen werden. Oft bis zu 5 Jahre und dabei werden sie auch mehrfach neu verglast.“
Was würden Sie anderen Optiker:innen raten, die noch nicht so viel Erfahrung mit Hornfassungen haben?
„Auf jeden Fall: aufpassen! Bei einer Hornfassung muss man mit Gefühl arbeiten – weniger mit Druck. Wichtig ist auch viel Wärme, die das Material ausreichend durchdringen kann. Ich sage immer: wenn man sich gerade so die Finger verbrennt, ist es genau richtig. Außerdem muss bedacht werden, dass das Horn gebogen und danach in Form gehalten werden muss. Sonst biegt es sich in die Ausgangsform zurück. Ich halte es so: Horn bearbeite ich nur an guten Tagen, wenn ich genug Geduld habe“ (lacht)
Warum lohnt es sich trotz der Besonderheiten, Hornfassungen im Sortiment zu haben?
„Horn ist einfach etwas Einmaliges! Es ist ein schicker Werkstoff mit Charakter. Eine Hornbrille hat eine Seele, vergleichbar mit einer kostbaren Uhr. Jede Hornfassung gibt es so kein zweites Mal aufgrund der natürlich gewachsenen Hornstruktur. Irgendwie geht es dabei auch um die Ehre von uns Augenoptiker:innen: Hornbrillen sind die Königsdisziplin. Wer Hornbrillen händeln kann, der versteht sein Handwerk.“
Haben Sie noch einen letzten Tipp?
„Übung macht den Meister. Und in 5% der Fälle: Shit happens!“ (lacht)
Wir bei Lunor fertigen all unsere Echthornbrillen in Deutschland. So gewährleisten wir höchste Qualität, traditionsreiches Handwerk und faire Arbeitsbedingungen. Das Horn stammt von asiatischen Wasserbüffeln, die in ihrer Heimat als wertvolles Nutztier in der Landwirtschaft eingesetzt werden. Erst nach ihrem natürlichen Ableben wird das Horn weiterverarbeitet. Lunor Hornbrillen bestehen aus reinem, mehrschichtigem Horn und werden mit dem typischen Lunor Doppelnietscharnier funktional vernietet. Diese Qualität werden Sie spüren und jahrelang gerne tragen.
Dieser Beitrag gibt einen faszinierenden Einblick in die Welt der Hornfassungen und die Menschen, die sie tragen. Es ist bemerkenswert, dass diese Fassungen oft von Menschen bevorzugt werden, die Wert auf Qualität und einen zeitlosen Look legen. Die Tatsache, dass Hornbrillen im Vergleich zu anderen Materialien länger getragen werden, spricht für ihre Langlebigkeit und Attraktivität. Sehr interessant!