Längst ist die Zeit vorbei, in der Brillen nur als Sehhilfen genutzt wurden. Heute ist die Brille so viel mehr als nur ein Hilfsmittel – sie ist Stilmittel. Wir alle haben unseren eigenen Stil, der unserer Persönlichkeit Ausdruck verleiht. Es ist also eigentlich nicht verwunderlich, dass unsere Brille dies in gewisser Weise auch widerspiegelt. Warum das so wichtig für uns ist und wie wir eine Brille finden, mit der wir uns identifizieren können.
„Moritz, kann ich mal deine Brille aufsetzen?“, höre ich mich fragen. „Klar, nur zu!“ lautet seine Antwort. So sitzen wir uns gegenüber. Moritz, ein langjähriger Freund und Brillenträger und ich. Wir müssen beide lachen. Es fühlt sich ungewohnt, ja fast falsch an. Er ohne und ich mit Brille – sehen können wir beide in diesem Moment auch nur verschwommen. Mir wird in diesem Moment bewusst, dass ich Moritz davor noch nie wirklich ohne Brille gesehen habe. Nachdem ich ihm seine Brille zurückgegeben habe, müssen wir beide noch immer lachen, aber die Welt um uns herum ist wieder klar zu erkennen.
Moritz ohne Brille zu sehen war zweifellos irritierend für mich. Warum ich das so empfand, beschreibt eine andere Situation ganz gut: Jana, ebenfalls langjährige Freundin und Brillenträgerin, heiratete vor einigen Jahren und spielte mit dem Gedanken an ihrer Hochzeit Kontaktlinsen zu tragen. Ihr zukünftiger Mann wünschte sich aber, dass sie ihre Brille tragen sollte. So hatte er sie kennen und lieben gelernt. „Mit Brille – das bist du.“ hatte er damals gesagt. „Das bist du“ – das war es was mich in der Situation so irritiert hatte. Moritz sah auf einmal ganz anders aus ohne Brille, er war irgendwie nicht mehr er selbst. Es fehlte ein wichtiger und vertrauter Teil von ihm – seine Brille. Ich kenne viele Brillenträgerinnen und -träger. Selten habe ich mir darüber Gedanken gemacht, wie sie ohne Brille aussehen oder was für eine Bedeutung ihre Brille für sie und ihre Mitmenschen hat.
Ein Blick hinter die Brille
Stella trägt die Lunor M14, eine Titanfassung mit Doppelsteg.
„Welches deiner Persönlichkeitsmerkmale findest du in deiner Brille wieder?“, möchte ich von meiner Kollegin Stella wissen. Sie überlegt ein wenig, bis sie mir antwortet: „Ich finde in ihr Beständigkeit, eine Art „Unaufgeregtheit“, etwas Dezentes und Zurückhaltendes. Früher war ich sprung- und wechselhafter, alles war etwas schneller – da hätte ich zu einer markanten Brille gegriffen. Mit den Jahren habe ich mich verändert. Heute bin ich ruhiger und bodenständiger, mein Leben läuft in gewohnteren Bahnen. Ich mag meine aktuelle Brille, weil sie diese Eigenschaften gut spiegelt.“
Ein weiteres, sehr offenes, Gespräch ergab sich vor einigen Tagen mit meinem Kollegen Domenico. Neben seinem Beruf ist er professioneller Lateintänzer. Ich höre ihm gerne zu als er davon erzählt, wie sich seine „Arbeitswelt“ und „Tanzwelt“ ergänzen, ausgleichen und gegenseitig beeinflussen. Am faszinierendsten finde ich sein Gefühl für die nonverbale Kommunikation. „Nur weil sich eine Berührung beim Tanzen für mich gut anfühlt, heißt das noch nicht, dass meine Tanzpartnerin das genauso empfindet. Ich habe mit den Jahren gelernt, mehr auf die Körpersprache meines Gegenübers zu achten. In meinem beruflichen Alltag erkenne ich recht schnell, wie meine Kolleginnen und Kollegen verschiedene Situationen empfinden – und das oft ohne Worte.“, erklärt Domenico ruhig. Die nonverbale Kommunikation ist eine Eigenschaft die seine „Arbeits- und Tanzwelt“ verbindet. „Ich finde deine Brille spiegelt auch „zwei Welten“ wider, die sich gegenseitig ergänzen“, höre ich mich laut überlegen. „Stimmt! Das habe ich davor noch nie bewusst wahrgenommen“, antwortet Domenico lächelnd.
Domenico trägt eine Lunor C1, eine Kombination aus Acetat und Titan.
Die Big Five der Persönlichkeitspsychologie
Bei den Big Five (oder auch Fünf-Faktoren-Modell) handelt es sich um ein Modell der Persönlichkeitspsychologie. Im Englischen bekannt als OCEAN-Modell (Openness, Conscientiousness, Extraversion, Agreeableness, Neuroticism). Durch viele Studien belegt, gilt es heute als universelles und internationales Standardmodell der Persönlichkeitsforschung. Laut diesem Modell lässt sich die Persönlichkeit eines Menschen in fünf Merkmale einordnen:
- Offenheit für Erfahrungen (Aufgeschlossenheit)
- Gewissenhaftigkeit (Perfektionismus)
- Extraversion (Geselligkeit, Extravertiertheit)
- Verträglichkeit (Rücksichtnahme, Kooperationsbereitschaft, Empathie)
- Neurotizismus (emotionale Labilität, Verletzlichkeit)
Offenheit: Dieses Merkmal beschreibt unser Interesse an neuen Erfahrungen, Erlebnissen und Eindrücken. Sind wir beispielsweise sehr fantasievoll, kreativ, wissbegierig, agieren eher unkonventioneller und mögen Abwechslung oder sind wir eher konventionell und konservativ und mögen Bekanntes und Gewohntes.
Gewissenhaftigkeit: Hier wird der Grad an Selbstkontrolle, Genauigkeit und Zielstrebigkeit beschrieben. Ordnen wir uns demnach als organisiert, sorgfältig, planend, effektiv, verantwortlich, zuverlässig und überlegt ein oder als eher unsorgfältig, spontan und ungenau.
Extraversion: Bei diesem Persönlichkeitsmerkmal geht es um Begeisterungsfähigkeit, Aktivität und zwischenmenschliches Verhalten. Zählen wir uns zu den geselligen, aktiven, gesprächigen, personenorientierten, herzlichen, optimistischen und heiteren Zeitgenossen oder sind wir lieber für uns, zurückhaltender und unabhängiger von Anderen.
Verträglichkeit: Hierbei geht es um unser Verhalten im zwischenmenschlichen Kontext. Zeigen wir uns anderen gegenüber verständnisvoll, wohlwollend, mitfühlend, hilfsbereit, vertrauensvoll, kooperativ und nachgiebig oder neigen wir zu Streitbarkeit, Egozentrik, Misstrauen und einem geringen Maß an Kooperation.
Neurotizismus: Dieses Merkmal beschreibt, ob wir uns emotional stabil erleben oder das Gefühl haben schnell in ein emotionales Ungleichgewicht zu kommen. Ob wir uns zum Beispiel eher ängstlich, nervös, traurig und unsicher oder ruhig, zufrieden, stabil, entspannt und sicher fühlen.
Persönlichkeit – so spiegelt sie sich in unserer Brille
Je nachdem wie unterschiedlich stark ausgeprägt die fünf Persönlichkeitsmerkmale sind, definiert sich der individuelle „Charaktertyp“ eines Menschen. Wie bei einem Mischpult sind die Persönlichkeitsmerkmale entsprechend der Einstellung des Schiebereglers im hohen oder niedrigen Bereich positioniert. Wir werden zu fantasievollen, experimentierfreudigen und kreativen Menschen, die aber gerne für sich sind. Oder zu organisierten und planvollen Personen, die gesellig und gesprächig sind. Ergreifen verschiedene Berufe, mögen unterschiedliches Essen, gehen anderen Hobbys nach und entspannen uns bei individuell gestalteten Urlauben. Wir sind laut, leise, ruhig und wild, nachdenklich, mutig, neugierig, impulsiv und beständig, organisiert, chaotisch, kreativ, lebendig und alles dazwischen. All das macht uns aus.
Die offensichtlichste Art aber, unserer Persönlichkeit Ausdruck zu verleihen, ist über das eigene Erscheinungsbild. Mit den Jahren entwickeln wir unseren ganz individuellen Stil. Das Innere unseres Kleiderschranks ist ein Abriss unseres Charakters und dessen Entwicklung. Mit den Jahren festigt sich unser Kleidungsstil, wir wissen schneller was uns gefällt oder was nicht zu uns passt. Wir finden heraus, welche Frisur uns am besten steht und von welcher Haarfarbe wir lieber Abstand nehmen. Wir lackieren uns die Nägel – oder auch nicht. Tragen Schmuck oder Bart oder beides. Die Anzahl der Ohrringe, Tattoos und Piercings variiert je nach persönlicher Vorliebe.
Unser Charakter, Geschmack und Stil kann sich mit der Zeit verändern, individuell bleiben sie aber immer. Natürlich möchten wir dann bei der Auswahl unserer Brille, dem Eyecatcher schlechthin, auch etwas finden, das vollkommen zu uns passt. Es gibt Brillen aus Metall, Acetat, Titan, Büffelhorn und Gold in den unterschiedlichsten Formen und Farben. Sie können markant, selbstbewusst, zurückhaltend, dezent, schillernd, harmonisch oder kühn sein. Brillen sind so unterschiedlich wie wir, sie haben ihre ganz eigene Persönlichkeit. Und so kaufen wir eben nicht nur eine Brille, sondern betonen unsere Persönlichkeit und verleihen unserem Selbst zusätzlich Ausdruck.
„Wie fühlt es sich für dich an, ohne Brille durch die Wohnung zu laufen?“, frage ich Moritz. Er fängt an zu lachen: „Ich bin halb blind ohne meine Brille. Ich laufe nicht ohne sie durch die Wohnung.“ Ich schmunzle über seine Antwort. Einfach und auf den Punkt, wie so oft – eine Eigenschaft, die ich an Moritz schätze und die er wiederum an seiner Brille schätzt. „Ich muss mich einfach mit meiner Brille identifizieren können. Sie soll mir das Gefühl geben „Ich“ zu sein“, definiert es Jana für sich. Und eigentlich wollen wir doch alle genau das: Wir selbst sein.
Die passende Brille zu finden ist nicht immer ganz einfach. Bei der Auswahl sollte man die Gesichtsform, Augenfarbe und die Form der Augenbrauen beachten. Wir empfehlen eine fachliche Beratung bei einem kompetenten Optiker in deiner Nähe. Sicher ist aber: Für jeden lässt sich die perfekte Brille finden.
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